Die C/O Berlin entstand im Jahr 2000 als eine Plattform für Fotografie in Berlin. Seit 2013 ist das Ausstellungshaus eine gemeinnützige Stiftung, finanziert sich aber weiterhin durch Eintrittsgelder, C/O Berlin Friends e.V. und Spenden. Gegründet wurde die C/O Berlin von drei Künstlern – Stephan Erfurt als Fotograf, der Designer Marc Naroska und dem Architekten Ingo Pott. Ziel der Foundation ist die Förderung im kulturellen Rahmen, vor allem mit dem Fokus auf junge Nachwuchstalente.
Seit 2006 engagiert sich das Ausstellungshaus mit seinem Nachwuchsprogramm für junge Fotografen und Kunstkritiker, bei dem der Gewinner mit einer Einzelausstellung und einer Publikation ausgezeichnet wird. Außerdem bietet die C/O Berlin Gallery Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an und organisiert Veranstaltungen, wie beispielsweise Künstlergespräche, Führungen und Vorträge. Diese werden durch Kooperationen mit Museen, Sammlungen und Archiven zusammengestellt und beaufsichtigt.
In einem Telefonat mit einem Mitarbeiter der C/O Berlin wurde deutlich, dass die Stiftung ein „kulturell-lebendiges Programm auf höchstem internationalem Niveau“ präsentiert.
Das Ausstellungshaus befindet sich im Amerika Haus an der S-Bahnstation Zoologischer Garten, wodurch es zentral im Westen Berlins liegt und es jeder Kulturinteressierte gut erreichen kann. Hauptsächlich werden im C/O Berlin, Werke von renommierten Künstlern weltweit, aus den Bereichen Fotografie, Design und Architektur ausgestellt und verbinden sich zu einem ‚Großen Ganzen‘.
Zu diesen international renommierten Künstlern zählt auch der homosexuelle chinesische Fotograf und Poet Ren Hang. Er wurde 1987 in der chinesischen Stadt Chang Chun geboren und war einer der wichtigsten zeitgenössischen Fotografen Chinas. Im Alter von 29 Jahren stürzte sich Ren Hang am 24. Januar 2017 aus dem 28. Stock eines Hochhauses in Beijing.
Aus seiner Depression machte der junge Fotograf kein Geheimnis und ging offen mit dieser um - „My Depression“ nannte er sein persönliches Online-Tagebuch. Ren Hang dokumentierte auf seinem Blog den Kampf mit der Krankheit und schrieb selbst über seine tiefsten Abgründe – hoffnungslose Verzweiflung und dunkle Ängste. So heißt es in einem Beitrag aus dem Jahr 2007 „Ich bin ein Vogel, ein Vogel ohne Kopf, ein Vogel ohne Flügel. Ich bin ein Vogel ohne Füße, ein Vogel ohne Arsch. Ich bin ein Vogel ohne Schwanz. Jeder kann mich herumtreten wie einen Fußball“. Diese düsteren Gedanken sind bereits die ersten Anzeichen der psychischen Erkrankung des jungen Fotografen.
Sein Kampf schien niemals enden zu wollen und es gab kein Licht am Ende des Tunnels, einzig blieb der Freitod, als Erlösung.
Ren Hang ist bekannt für seine genderqueeren Kompositionen, die teils erotisch, jedoch nie pornografisch sind. Durch surreale Arrangements setzt er junge chinesische Männer und Frauen meist in der Natur, mit skurrilen Requisiten und abstrakten Zusammenspielen aus Körperteilen zu ‚Menschentürmen‘, in Szene. Seine provokanten, poetischen und humorvollen Darstellungen der menschlichen Nacktheit führten bereits zu einigen Verhaftungen in Peking, da diese gegen die moralischen und sozialen Tabus innerhalb Chinas verstießen.
Laut Angaben des Mitarbeiters im C/O Berlin habe der junge Fotograf gesagt, „er sah sein Werk nicht als ein Tabubruch, da er nicht so sehr in kulturellen oder politischen Zusammenhängen dachte“. Außerdem wurde betont, dass „er Grenzen nicht absichtlich verschob, sondern nur seine Arbeit machte“.
Die junge Generation Chinas dient als Übermittlung der Botschaft an das chinesische Regime - Fotos als Protest gegen die staatliche Zensur und Kontrolle von sexueller Freiheit und Nacktheit:
Mit Blitz geschossene Analogfotos trotz Naturbegebenheiten, Blumen, Essen und tote Tiere, viel nackte Haut und abenteuerliche Verrenkungen der Fotomodelle, die größtenteils Freunde und Fans des Fotografen sind, jedoch anonym bleiben, sodass die Bilder weder einen Titel noch einen Ort oder Datum tragen.
Auf die Frage hin, welches Ziel der Fotograf mit seinen Bildern verfolgt, lautete die Vermutung einiger Besucher, dass er „auf die Gleichbehandlung männlicher und weiblicher Körper aufmerksam machen möchte “.
Seine Werke publizierte Ren Hang auf seiner Website und auf sozialen Netzwerken, wie Instagram, Twitter und Flickr. Zudem veröffentlichte er zahlreiche Fotobücher mit seinen Analogfotografien, eines davon ist das 300 seitige Buch, welches kurz vor seinem Suizid im Taschen Verlag erschien.
Die C/O Berlin präsentiert erstmalig innerhalb Deutschlands eine universelle Retrospektive mit insgesamt 150 Arbeiten aus dem Vermächtnis des chinesischen Fotografen Ren Hang.
Es wurde sich laut des Chief Curators Felix Hoffmann bewusst für den Titel Love, Ren Hang entschieden, da dieser als eine Art Abschied für die Arbeit des Fotografen gesehen werden kann. Zudem illustriert der Titel seine „enge emotionale Bindung zu den Models und seinem Umfeld“.
Noch bis zum 29. Februar können Kulturbegeisterte die Ausstellung besuchen und die außergewöhnlichen Meisterwerke des jungen Fotografen bestaunen.
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